4. November 2016

Auf meiner Insel 74

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Die sich aus heutigem Dauerregen ergebende Not machte dahingehend erfinderisch, als dass ich meine ersten brauchbaren Tests mit Graufiltern einfach aus der Ferienwohnung heraus gemacht habe. Der lange Steg des Fähranlegers liegt genau gegenüber von meinem Balkon, der völlig graue Himmel lieferte die perfekte Kulisse und Regen und Wind erzeugten so viel Bewegung im Wasser, dass die gewünschten Effekte eigentlich prima getestet werden konnten. Das hört sich alles banal an, aber wo hat man schon man so ein Motiv direkt vor der Nase und kann verschiedene Graufilter vor die Linse setzen und mit Blende und Belichtungszeit experimentieren?

Fazit meiner Bemühungen: der wichtigste Faktor bei allem ist wirklich das Restlicht. Ist es zu dunkel, entsteht zu viel Bildrauschen, ist es zu hell braucht man etliche Versuche für die richtige Blenden/Zeit Kombination. Meine Strategie ist jetzt die, die Belichtungszeit immer auf 30 Sekunden einzustellen und mit den Graufiltern und der Blende zu experimentieren. Man setzt also einen Faktor fix und versucht, ein Gefühl für die anderen Faktoren zu bekommen. Andere Fotografen setzen die Blende fix und experimentieren mit den anderen Faktoren – egal, hier fehlt mir wirklich die Erfahrung.
Vier Fotos habe ich hochgeladen. Die Ergebnisse sind schon nicht schlecht. Es fehlt allerdings noch etwas mehr an Detailschärfe, d.h. eine kleinere Blende wäre in dem ein oder anderen Fall noch besser gewesen. Der Spaßfaktor jedenfalls ist hoch, da man direkt die Ergebnisse sehen kann. Ich werde ab jetzt jeden Abend diese Versuche wiederholen.

Vielleicht nochmal kurz zur Erklärung, was diese Graufilter bewirken: Mein Ziel ist es, hier im Hafen und bei den Wellenbrechern an der Wandelbahn Fotos zu machen, bei denen die Bewegung des Wassers wie ein rauschender Nebel aussieht. Für solche Fotos braucht man a) ein Stativ, denn alles außer dem Wasser soll ja scharf abgebildet werden. Das Rauschen des Wassers entsteht durch eine höhere Belichtungszeit, die bei einem kleinsten Wackler alles andere unscharf darstellen würde. Man braucht b) einen Graufilter. Dieser Graufilter wird vor das Objektiv geklemmt (oder aufgeschraubt). Diesen Graufilter braucht man, um dem Objektiv das Licht zu nehmen und um eine kleinere Blende einstellen zu können. Nur so kann die Belichtungszeit lang genug für die Wasserbewegung sein, aber kurz genug, damit das Bild nicht überbelichtet wird. Um eine Überbelichtung zu vermeiden, benutzt man Graufilter. Alternativ kann man solche Aufnahmen auch in der Dämmerung machen, was aber extrem viel Erfahung voraussetzt. Graufilter machen vom Tageslicht unabhängig. Meine Vorrichtung vor dem Objektv erlaubt mir, bis zu drei Filterscheiben hintereinander zu kombinieren. Neben einem Stativ braucht es auch noch absolute Windstille, einen Fernauslöser und eine Spiegelreflexkamera mit einer Spiegelvorauslösung. Gibt es letztere nicht, dann würde das Herunterklappen des Spiegels und die Restschwingung des Kameragehäuses das Bild verwackeln. Das Gleiche würde durch das Antippen eines Auslöser an dem Gehäuse passieren - daher der Fernauslöser.

Außer vier Bildern meines Experiments in verschiedenen Varianten gibt es heute keine weiteren  Uploads. Es hat wirklich nur wenige Minuten heute nicht geregnet. Als der Regen nicht ganz so stark war habe ich eine Stelle für eine weiteres Schiebebild aufgesucht. Diese Position stellt mich vor eine echte Herausforderung, da die Position des Fotografens in den 30er Jahren durch Veränderungen eines Deiches nicht mehr existiert. Um eine halbwegs akzeptable Position zu finden müsste ich über einen Stacheldraht in Hüfthöhe klettern und mich dann durch den Dreck auf meinen Knien in Position bringen. Wenn ich dann verhaftet werde, wäre das wohl Künstlerpech.

Heute Abend Schreibsession 3. Nehme ich meine Vorbereitungen hinzu, dann bin ich NaNoWriMo-technisch (50.000 Wörter bis Ende November, für mich: bis Ende des Urlaubs) gut dabei.


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