18. Juni 2016

Bloody Monday

Vor meinem Amrum Urlaub hatte ich eine ganz üble Zahnwurzelentzündung. Aus einem Routinebesuch beim Zahnarzt entwickelte sich das pure Grauen, wenige Tage vor Beginn meines Urlaubs. Nur Antibiotika und Schmerzmittel haben mich gerettet – aber damit war das eigentliche Problem nicht gelöst.

Unter einem vor über 20 Jahren wurzelbehandelten, überkronten Zahn hatte sich ein Eiterherd gebildet. Vermutlich schon vor Jahren. Da der Zahn tot war, hatte ich keinerlei Schmerzen gespürt. Nachdem mein Zahnarzt mich an einen Kieferchirurgen überwiesen hatte, war am Montag der Tag der Wahrheit: Wurzelspitzenresektion.

Zahnwurzel_WSRBei so einem Eingriff informiert man sich ja auch über das Internet und versucht einen Eindruck davon zu bekommen, was man zu erwarten hat. Und man findet bei solchen Recherchen immer nur Horrormeldungen von misslungenen Operationen. Obwohl man das Gelingen einer Wurzelspitzenresektion nicht fünf Tage nach dem Eingriff abschließend beurteilen kann, möchte ich hier mal einen Beitrag posten, der sich deutlich von den oft beschriebenen Horrorszenarien abhebt.

In den meisten Fällen machen spezielle Kieferchirurgen solche OPs – nicht der einfache Zahnarzt. Eine Wurzelspitzenresektion ist auch mit keiner normalen Zahnarztmaßnahme zu vergleichen. Oft wird so eine Wurzelspitzenresektion auch mit einer Wurzelbehandlung verwechselt. Das sind aber zwei verschiedene Dinge.

Bei mir wurde jetzt unten links der Kiefer aufgeschnitten, das Zahnfleisch zu Seite geklappt und die Wurzelspitzen des betroffenen Zahnes wurden gekürzt. Dann wird der Zahn von unten neu gefüllt und versiegelt. Die wichtigste Aktion während der OP ist aber, dass die Entzündung komplett entfernt wird. Anschließend wird das Zahnfleisch wieder angenäht und man hat für eine Woche Fäden im Zahnfleisch.

Wer Angst vor dieser OP hat, dem kann ich sagen, dass sie absolut schmerzfrei ist. Ich konnte entspannt auf dem OP Tisch liegen, sogar den Mund geschlossen halten, da alles von der Außenseite des Kiefers aus gemacht wurde. Es ist allerdings sehr bizarr, denn man spürt, wie jemand im Kiefer rumwerkelt und man merkt den Blutgeschmack. Aber wie gesagt – keinerlei Schmerzen. Jedes Zahnsteinentfernen beim Zahnarzt ist unangenehmer.

Leider bleibt das nicht so angenehm. Sobald die Betäubung nachlässt, sollte man Schmerzmittel nehmen. Und die verordneten Antibiotika, denn die ganze Prozedur dient nur dazu, die Entzündung loszuwerden. Nur so kann der Zahn erhalten werden.

Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und in den Spiegel geschaut habe, habe ich gedacht: “Ach Du Scheiße …” – eine riesige Hamsterbacke hatte sich gebildet. Der ganze linke Unterkiefer war angeschwollen. Deswegen sollte man die Stelle gut kühlen, aber das hat bei mir nur minimal etwas gebracht.

Auch jetzt muss ich sagen, dass die ganze Sache immer noch nicht schlimm ist. Der Wundschmerz ist ein ganz anderer wie der, der sich mit der Entzündung der Zahnwurzel gebildet hatte. Dieser Wundschmerz ist viel eher auszuhalten. Wer also zögert, so einen Eingriff vornehmen zu lassen ist dumm – so eine Wurzelspitzenresektion ist nicht mal ansatzweise so schlimm wie das Leiden ohne einen Eingriff. Und damit meine ich nicht nur akute Schmerzen.

Denn Entzündungen im Zahnbereich stehen schon lange im Verdacht, für viele Krankheiten verantwortlich zu sein. In der Zeit nach dem Urlaub hatte ich ständig das Gefühl, eine Art Mittelohrentzündung gehabt zu haben. Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich ausgelaugt – logisch, denn der Körper kämpft gegen diese Entzündung an. Hat man so etwas unbemerkt, vielleicht jahrelang, dann äußert sich so eine Entzündung in vielen Dingen, nur oftmals nicht in Zahnschmerzen.

Nun, heute ist Samstag, die Backe ist nur noch ganz leicht geschwollen und meldet sich ab und an mit einem Kribbeln und leichtem Ziehen. Die Fäden kommen am Montag raus. Und dann muss man abwarten. Ich habe mich heute das erste Mal getraut, auf der linken Seite wieder zu kauen – das klappte ohne Schmerzen. Ich bin also zuversichtlich.

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