26. Oktober 2013

Ohrwurm-Nachlese : Die Liebe hat Gewicht

Das letzte Album von Editors mit dem Titel THE WEIGHT OF YOUR LOVE ist schon seit Juni 2013 veröffentlicht. Nachdem sich die Wogen der ersten Rezensionen geglättet haben, mit ein bisschen professionellem Abstand, widmen wir uns der Nachlese dieses Albums. Es ist eine zwangsläufige Weiterentwicklung der Band, die jetzt sogar Ohrwürmer produziert. Das gefällt nicht jedem. Aber das muss es ja auch nicht.


Von Peter Killert.

Laut.de sprach vom "schwülstigen Beigeschmack", zu viel Pathos laut der FAZ, bei Plattentests ist nur ein "andersdimensionaler Fortschritt" zu erkennen und das amerikanische Rolling-Stone-Magazin verreißt das Album gänzlich. Man könnte noch viele andere Rezensionen anführen. Es gab in jedem Fall hohe Erwartungen an das Album. Etwas mehr als Durchschnitt unter dem Strich ist als erste Rezension für THE WEIGHT OF YOUR LOVE sicher hart am Verriss - aber so richtig schlecht findet das Album dann doch niemand.

THE WEIGHT OF YOUR LOVE ist das vierte Album von Editors. Die ersten beiden waren Indie-Rock, ganz klar. In Großbritannien waren beide Alben an der Spitze der Charts. Songs wie MUNICH oder SMOKERS OUTSIDE THE HOSPITAL DOOR vergisst man nach dem ersten Hören nicht so schnell. Dennoch waren sie weit weg vom Ohrwurm. Und was charakterisiert den Mainstream wohl eher als ein Ohrwurm?

Dann gab es mit IN THIS LIGHT AND ON THIS EVENING einen großen Bruch. Editors schwenken zum Synthie-Pop über. So bin auf die Band aufmerksam geworden. PAPILLON ist der bis heute größte Hit von Editors:



Und jetzt? Alles anders mit THE WEIGHT OF YOUR LOVE? Eigentlich schon - die Entwicklung der Band ist aber geradezu zwangsläufig. Der Rock der Anfangsphase wird mit dem kommerziellen Hitpotenzial verbunden. Die Folge: Ohrwürmer. Ein Kritiker hat die erste Single A TON OF LOVE als Abklatsch von U2´s DESIRE bezeichnet. Warum? Weil im Refrain dasselbe Wort auftaucht. Das ist zu kurz gedacht. Von U2 sind EDITORS weit entfernt.

Aber es ist wirklich erwähnenswert, dass sich sämtliche Songs wie Referenzen auf schon vorhandene große Hits präsentieren. In den meisten Fällen klappt die Einordnung in einem Vergleich jedoch nicht. Die Songs erinnern an andere große Songs, aber man weiß nicht so recht, woran man sich erinnert fühlt. Aber damit sind Editors nicht allein: das künstlerische, wie auch das kommerzielle Konzept einer Band wie COLDPLAY basiert auf solchen Referenzen (Beispiel1, Beispiel2). Machen Coldplay deswegen schlechte Musik? Eigentlich nicht. Dasselbe gilt für Editors. Aber Editors sind mit THE WEIGHT OUF YOUR LOVE näher am Mainstream. Näher an Coldplay als an THE NATIONAL. Wenn überhaupt dann gewinnen Editors mit diesem Album genauso viele neue Fans hinzu, wie sie alte verloren haben.