8. Juni 2014

"Person Of Interest" - Kollateralschäden als Leitmotiv

Vielleicht sollte ich allmählich eine eigene Rubrik dafür einrichten: Wieder gibt es im Kultur-Magazin eine Rezension zu einer amerikanischen Fernsehserie. Und wieder fällt die Kritik mehr als wohlwollend aus. Kein Wunder. Denn »Person Of Interest« hat ein Jahr vor den Enthüllungen eines Edward Snowden die gesamte Problematik der Total-Überwachung bereits vorweggenommen. Mehr noch: der Kollateralschaden ist hier der Normalfall und das Leitmotiv.
 
Von Peter Killert.
 
Harold Finch ist ein Nerd. Warum er humpelt, erfährt der Zuschauer nicht. Nicht in der ersten Staffel von »Person Of Interest«. Man weiß lediglich, dass alles mit der »Maschine« zusammenhängt, die Harold Finch und sein Partner kurz nach den Terror-Anschlägen von New York gebaut haben. Diese »Maschine« ist nichts anderes als eine Software in einem riesigen Server-Cluster, die alles und jeden in Manhattan abhört, lokalisiert, ausspioniert. Die Maschine wurde konstruiert, um Terroranschläge zu verhindern. Als eigentlich unerwünschten Nebeneffekt, zeigt die Maschine auch die kleineren Verbrechen. Dazu gibt die Maschine Sozialversicherungsnummern von Personen aus. Die zugehörigen Menschen zu diesen Nummern sind entweder Täter oder Opfer. In manchen Fällen sogar beides.
 
Eigentlich ist die Maschine so konstruiert, dass diese Nummern auf einer »Irrelevanzliste« gelöscht werden sollten. Aber irgendetwas - und das ist das Leitmotiv der übergeordneten Rahmenhandlung der Serie - hat Finch dazu gebracht, diese »irrelevanten« Verbrechen, bei denen einzelne Leben zu retten sind, nicht mehr länger zu ignorieren. Aber ein Nerd, mit körperlichen Einschränkungen, kann sicher nicht den Verbrechern Einhalt gebieten.
 
Also braucht Finch einen Partner, den er in dem ehemaligen CIA Agenten John Reese, findet. Auch John Reese hat eine mehr als verstörende Vergangenheit, die immer wieder als Teil der Rahmenhandlung thematisiert wird.
 
Die Geschichten sind jeweils in den einzelnen Episoden abgeschlossen. Standardsatz von Finch. »Mr. Reese - wir haben eine neue Nummer.« - So beginnen die einzelnen Episoden. Und dann beginnen die ersten Recherchen zur »Person Of Interest«  - die Handys werden verlinkt, die persönlichen Dateien kopiert. Selbstverständlich schafft es Finch, der mit Reese ständig über einen Knopf im Ohr verbunden ist, den ständigen Aufenthaltsort zu ermitteln. Auch Bankkonten und Bewegungsprofile sind kein Problem.
 
Ein wenig widerwillig werden die beiden von Detective Carter und Detective Fusco aus dem New Yorker Morddezernat unterstützt. Widerwillig, weil Reese als Verbrecher gilt, von der CIA und dem FBI gejagt wird und eine undurchsichtige Vergangenheit zu haben scheint. Doch die beiden Detectives fügen sich - einerseits, weil sie Reese und Finch mehr vertrauen, als den hiesigen Behörden. Andererseits, weil sich Detective Fusco in einer Art »Menschwerdungsprozess« befindet. Er möchte vom bösen, korrupten Bullen, zum guten Gesetzeshüter mutieren. 
 
Das Böse wird nicht nur durch die staatlichen Behörden dargestellt. Diese tun alles, um die Existenz der Maschine geheim zu halten. Da gibt es auch noch den mysteriösen »Elias« der die großen Mafia-Clans der Stadt aufmischt und das organisierte Verbrechen unter seine Kontrolle bringen möchte.
 
Reese und Finch kämpfen also an mehreren Fronten gleichzeitig. Das verspricht nicht nur enorm viel Spannung - die Ausgewogenheit von einzelnen, spannenden Folgen und der immer besser werdenden Rahmenhandlung, ist vorbildlich.
 

 

Verantwortlich für »Person Of Interest« sind der allseits präsente J.J. Abrams (»StarTrek«, »Lost«, »Fringe«,«StarWars«) und der Autor und Erfinder der Serie, Jonathan Nolan, Bruder des Filmemachers Christopher Nolan (»Batman Trilogie«). In den USA wird derzeit eine weitere Staffel produziert. »Person Of Interest« entwickelt sich zu einem Dauerbrenner. Und das völlig zu Recht.