14. Oktober 2014

Schwanzprothese

Gestern und Heute war ich zu Hause. Die alten Holzfenster in meiner Mietwohnung brauchten einen Anstrich von außen und eine Isolierung von innen. Ein Gerüst steht vor meinem Fenster, die Handwerker gehen ein und aus und machen ihre Arbeit vorzüglich.

Aber nicht diese Arbeit ist lästig, viel schlimmer ist der Menschenschlag, der sich im Sommer im Baumarkt mit einer Schwanzprothese bewaffnet hat und sich jetzt heraustraut. Und es wird jedes Jahr schlimmer. Wenn man unter der Woche zu Hause ist, im Frühherbst, dann ist man diesen armseligen Schwanzprothesenträgern ausgesetzt.

Es ist unglaublich, aber seit vier Stunden(!) laufen hier mehrere Gestalten mit Laubpustern durch die Straßen und blasen locker aus der Hüfte das Laub durch die Straße. Von der Seite betrachtet ist die Metapher der Schwanzprothese wirklich sehr passend. OK, vielleicht übertreibe ich etwas.

Das mit den vier Stunden stimmt, mehrere Gestalten kann ich mit Protagonist und Echo spezifizieren, einzig und allein das Laub fehlt. In dem großen Hinterhof, der Parkplatz eines Supermarktes, steht kein einziger Laubbaum. Es gibt vor der Attacke mit den Laubbläsern kein einziges Blatt eines Baumes dort wegzupusten. Ich verstehe nicht, was der Schwanzprothetiker dort veranstaltet.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht ein Laubbaum, der wirklich ständig Blätter verliert. Der Nachbar gegenüber geht einmal am Tag dort mit einem Besen zu Werke und kehrt das Laub ein. Vorbildlich.

Der Schwanzprothetiker aber rennt ein halbes Dutzend mal an denselben Stellen hin und her. Nichts ist vor seiner Düse. Gar nichts. Was für eine unnütze Arbeit, was für ein unnützer Lärm, was für ein unnützes Dasein. Diese unnütze Arbeit scheint sich jeden Werktag zu wiederholen. Stundenlang.

Der Frühherbst ist die Zeit der Schwanzprothetiker. Wenn es eine Partei gibt, die das Verbot von Laubbläsern auf Platz 1 ihrer Agenda setzt - ich glaube, ich würde sie wählen … .